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Von Kiel lernen: Nürnberg strebt nach Zero Waste

Von: Philipp Demling

Lesezeit: 8 Minuten

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Die weltweiten Müllberge werden immer größer – und wir alle tragen dazu bei. Die Vermüllung unseres Planeten, insbesondere der Meere, hat katastrophale Auswirkungen für Klima, Tier- und Pflanzenwelt. Die gute Nachricht: Wir alle können etwas dagegen tun – auch in Nürnberg , wenn wir uns von einigen Gewohnheiten und Bequemlichkeiten trennen. Das zeigt Dir unser Redakteur Philipp Demling.

Wir haben nicht nur ein Klimaproblem, wir haben auch ein Müllproblem – und zwar ein gewaltiges: Jede(r) Deutsche produziert durchschnittlich 617 Kilogramm Müll im Jahr. Das sind rund 1,7 Kilogramm pro Tag – und pro Jahr 130 Kilogramm mehr als im EU-weiten Durchschnitt.

Das größte Problem stellt Plastik dar: Es ist ein billiger Verpackungs- und Füllstoff – deshalb wird es weltweit in rauen Mengen hergestellt, verwendet – und anschließend weggeworfen. Doch die Herstellung von Plastik ist rohstoff- und energieintensiv: Für die Herstellung einer PET-Flasche gehen 100 Milliliter Erdöl, 80 Gramm Kohle, 42 Liter Erdgas und zwei Liter Wasser drauf. Einige Inhaltsstoffe sind gesundheitsschädlich. Und: Bis Plastik abgebaut ist, vergehen Jahrhunderte.

Wohin mit den riesigen Müllmengen? Das ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Foto: Simon Malik

Rund zehn bis zwölf Millionen Tonnen Plastikabfall landen nach Schätzungen des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) Jahr für Jahr in den Ozeanen. Auf jedem Quadratkilometer Meerwasser schwimmen demnach rund 18.000 Plastikteile. Bis zu 450 Jahre dauert es, bis Plastik biologisch abgebaut ist. Es gelangt in die Mägen von Meerestieren und von dort unter Umständen in unser Essen. Meeresschildkröten halten im Wasser herumschwimmende Plastiktüten manchmal für Quallen und fressen sie. Tiere, die Plastik verschluckt haben, können an inneren Verletzungen sterben oder verhungern, weil sie vor lauter Plastik im Magen keine Nahrung mehr zu sich nehmen können.

Mikroplastik ist besonders tückisch

Besonders tückisch ist Mikroplastik, das in vielen Körperpflegeprodukten wie Duschgel, Deo, Peelings oder Zahnpasta enthalten ist – auch wenn es inzwischen gesetzliche Beschränkungen für seine Produktion gibt. Als Mikroplastik bezeichnet man Partikel, die kleiner als fünf Millimeter sind und deshalb nicht von Kläranlagen herausgefiltert werden können. So fließen sie über das Abwasser letztlich ins Meer.

Mülltrennung gilt als typisch deutsch. Wie das Bild zeigt, halten sich aber auch hierzulande nicht alle an die Regeln. Foto: Simon Malik.

Alles, was wir in den Restmüll werfen, wird dagegen verbrannt – auch das ist nicht gerade umweltfreundlich, denn durch die Verbrennung werden Schadstoffe ausgestoßen, und vom verbrannten Müll bleiben Rückstände. Nach Angaben des Abfallwirtschaftsbetriebs Stadt Nürnberg (ASN) haben die privaten Haushalte und Geschäfte in Nürnberg im Jahr 2021 insgesamt 100.121 Tonnen Restmüll produziert – das sind 188,9 kg pro Person im Jahr. Die Zahlen für 2022 liegen noch nicht vor.

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Aus der Müllstatistik des ASN geht hervor, dass die in Nürnberg produzierte Restmüllmenge zwischen 2017 und 2021 kaum zurückgegangen ist. In der städtischen Müllverbrennungsanlage wurden 2021 insgesamt 245.592 Tonnen Hausmüll und „hausmüllähnlicher Gewerbeabfall“ verbrannt und teils energetisch verwertet. Die Müllverbrennungsanlage ist im Stadtteil Schweinau im Nürnberger Südwesten. In der Nähe befindet sich das Kraftwerk Sandreuth der N-ERGIE. Dort ist nach Angaben des ASN eine eigene Turbine installiert, um den Dampf aus der Müllverbrennungsanlage zu nutzen. So dient der Restmüll, wenn er verbrannt wird, wenigstens noch zur Energiegewinnung.

„Zero Waste City“: Auf dem Weg zur müllfreien Stadt

Die Unmengen an Müll zu bewältigen und zu entsorgen, ist gerade für Großstädte wie Nürnberg eine enorme Herausforderung. Um diese zu bewältigen, verschreiben sich immer mehr Städte dem Konzept „Zero Waste City“. „Zero Waste“ heißt „Null Abfall“ – das klingt ambitioniert, für manche vielleicht sogar unrealistisch.

Der Grundgedanke besteht, darin, Rohstoffe zu erhalten und weiterzuverwenden. Aus der Wegwerfwirtschaft soll eine Kreislaufwirtschaft werden. Als erste deutsche Stadt hat sich Kiel im Jahr 2020 dazu entschlossen, eine „Zero Waste City“ zu werden. Die Landeshauptstadt Schleswig-Holsteins hat sich dem Netzwerk „Zero Waste Europe“ angeschlossen und will als erstes Etappenziel bis 2035 ihre jährliche Müllmenge halbieren. Im Jahr 2050 soll in Kiel dann nur noch ein Drittel der Abfallmenge von 2020 produziert werden.

Um ihr Ziel zu erreichen, hat die Ostseestadt zahlreiche Maßnahmen ergriffen. Dazu gehört etwa ein “Pay-as-you-throw”-System bei den Müllgebühren. Das bedeutet, je mehr Abfall ein Haushalt produziert, desto teurer wird die Entsorgung. So haben die Verbraucher:innen einen finanziellen Anreiz, möglichst wenig wegzuwerfen. Außerdem erstellt die Stadt regelmäßige Abfallanalysen: Wie setzt sich der Rest-, Bio- und Papiermüll der Kieler:innen zusammen? Und welche Schlüsse für die kommunale Abfallwirtschaft kann man daraus ziehen? Die Kieler Abfallsatzung wurde 2021 so geändert, dass bei Veranstaltungen auf öffentlichem Grund Mehrweggeschirr verwendet werden muss.

Kiel hat dem Abfallproblem den Kampf angesagt. Die Hauptstadt Schleswig-Holsteins ist Deutschlands erste “Zero Waste City”. Foto: Simon Malik

Daneben hat die Landeshauptstadt noch viele weitere Anreize geschaffen, Wegwerfprodukte zu meiden. Zum Beispiel unterstützt sie junge Eltern, die für ihr Baby Stoff- statt Einwegwindeln kaufen, mit 200 Euro. Jedes Jahr informiert die Kommune bei einer öffentlichen Veranstaltung über die Fortschritte auf den Weg zur “Zero Waste City”.

Umweltexpert:innen halten die Vision einer weitgehend abfallfreien Stadt für gar nicht so utopisch, wie sie vielleicht klingen mag. Um sie zu verwirklichen, dürfe man allerdings nicht erst bei der Entsorgung ansetzen, sondern bereits bei der Herstellung von Produkten bzw. Verpackungen. Diese müssten so konzipiert sein, dass ihre einzelnen Komponenten problemlos getrennt und wiederverwendet werden können. Außerdem bräuchten die Städte eine bessere Infrastruktur, um Wertstoffe zu erfassen und zurückzunehmen.

München hat sich Kiels Beispiel inzwischen angeschlossen. Die Nürnberger CSU-Stadtratsfraktion hat einen Antrag gestellt, dass auch die Frankenmetropole zur Zero Waste City wird. Bisher hat der Stadtrat noch nicht über den Antrag entschieden.

beach cleaner klärt über Müllvermeidung auf

Der Weg zur abfallfreien Stadt ist auf jeden Fall noch weit. Aber natürlich kann man als Verbraucher:in bereits jetzt eine Menge tun, um Müll zu vermeiden. So wie Anne Mäusbacher. Die Nürnbergerin hat 2015 die Initiative beach cleaner gegründet. Wie der Name schon andeutet, führt der Verein Müllsammelaktionen durch, zum Beispiel an den Stränden Marokkos, aber auch in der Region Nürnberg und in jedem Urlaub, wie Anne Mäusbacher erzählt. Marokko zählt zu den zehn größten Plastikmüllproduzenten Afrikas.

Außerdem klärt das Kernteam von beach cleaner über die Gefahr der Vermüllung unseres Planeten auf und geben Tipps, wie man Müll vermeiden kann. Ihr Bildungsprogramm für Schülerinnen und Schüler hat Anne Mäusbacher in dem Buch „Kids for the Ocean“ festgehalten.

Die Nürnbergerin Anne Mäusbacher hat 2015 die Initiative beach cleaner gegründet und lebt weitgehend plastik- und verpackungsfrei. Foto: Simon Malik

Anne Mäusbacher lebt nach eigenen Angaben seit 2015 weitgehend verpackungs- und plastikfrei. Denn, so betont sie, es sei leider eine Illusion, dass alles, was wir im Gelben Sack oder der Gelben Tonne entsorgen, recycelt würde. „Bei dem Abfall im Gelben Sack weiß niemand, wo er hinkommt“, sagt die Nürnbergerin. Der Gelbe Sack bzw. die Gelbe Tonne ist Teil des Dualen Systems der Abfallwirtschaft. Das heißt, die Kommunen organisieren gemeinsam mit Privatunternehmen die Sammlung und Entsorgung des Abfalls.

Der Gelbe Sack ist für leichte Verpackungen aus Kunststoff, Metall oder sogenannten Verbundstoffen. Nach dem Verpackungsgesetz müssen im Jahresmittel lediglich 50 Prozent der im Gelben Sack oder der Gelben Tonne gesammelten Abfälle recycelt werden. Also endet auch hier vieles in der Verbrennungsanlage oder wird nach Angaben von Anne Mäusbacher ins Ausland transportiert – obwohl Müllexport inzwischen verboten ist.

Vieles muss am Ende doch verbrannt werden

Ein Irrglaube sei zum Beispiel, dass Tetra Pak recycelt würde, sagt Anne Mäusbacher: „Es wird verbrannt. Höchstens der Schraubverschluss wird recycelt.“ Aber auch viele Plastikabfälle landeten letztlich in der Müllverbrennungsanlage – oder, wenn sie achtlos auf den Boden oder in ein Gewässer geworfen werden, sogar im Meer.

Wenigstens Papier und Pappe, die man in die Blauen Tonne wirft, werden wiederverwendet – aber nur, wenn sie einigermaßen sauber sind. Deshalb muss man zum Beispiel den Pizzakarton in den Restmüll werfen. Mit Fettflecken ist er nicht recycelbar.

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Außerdem warnt Anne Mäusbacher vor Biomüllsäcken aus „Bioplastik“, die meist aus einer Mischung von Biomaterial (zum Beispiel Maisstärke) und Plastik hergestellt werden. Entsorgt man die Beutel in der Biotonne, mischt sich der Kompost mit Plastikrückständen. Richtig ist es, den Inhalt des Biomüllsacks aus Plastik in die Biotonne zu entleeren und den Müllbeutel selbst in die Restmülltonne zu werfen. Am besten sei es, rät Anne Mäusbacher, ganz auf Biomüllbeutel zu verzichten.

Mehrwegglas ist am umweltfreundlichsten

Man sieht: Das Thema ist kompliziert – überall lauern Gefahren, das Müllproblem noch zu vergrößern. Welche Verpackungen sind wirklich umweltfreundlich? „Man sollte Mehrwegglas, also Pfandflaschen, verwenden“, rät Anne Mäusbacher. Verwende man Einwegglas ohne Pfandsystem, solle man es nicht im Glascontainer entsorgen, sondern weiterverwenden. So spare man CO2 ein. Zum Beispiel kaufe sie Hafermilch und Joghurt immer im Pfandglas ein, erzählt Anne Mäusbacher.

„Außerdem sollte man verpackungsfreier einkaufen“, rät sie. Also zum Beispiel nur loses Obst und Gemüse und nicht das in Plastik eingeschweißte. Anne Mäusbacher selbst kauft meist im Unverpackt-Laden in Fürth ein. Dort gibt es alle möglichen Lebensmittel zum Selbstabfüllen. Je nachdem, was man kaufen will, bringt man Glasbehälter und Stofftüten mit. Diese könne man auch selbst nähen, sagt die Umweltaktivistin. Bringt man seine Verpackungen selbst mit, muss jeder Einkauf genau geplant werden. „Ich gehe etwa alle zehn Tage in den Unverpackt-Laden“, erzählt Anne Mäusbacher.

Es gebe immer eine Alternative zu den gängigen Kunststoffverpackungen, betont sie. Und das bringe sogar klare Vorteile: Nicht nur, dass zum Beispiel rohe Nudeln im Glasbehälter länger haltbar sind als in der Plastikpackung. Außerdem seien Lebensmittel, die nicht mit Plastik in Berührung gekommen sind, einfach gesünder.

Unverpackt-Läden haben es schwer

Dennoch haben Unverpackt-Läden einen schweren Stand: In Nürnberg gibt es zurzeit keinen mehr. Alle, die es mal gab, haben dichtgemacht. Im Stadtteil St. Johannis gibt es noch ein Geschäft, das Pfand auf Verpackungen erhebt und auf diese Weise Verpackungsabfall vermeiden will. Doch wer unverpackt einkaufen will, muss in die Nachbarstadt Fürth.

Profitieren könne der Laden „Kleegrün – Unverpackt in Fürth“ von seiner Ausnahmestellung allerdings nur bedingt, sagt Inhaber Claus Bierling: „Die Lage ist schwierig.“ Immerhin laufe es inzwischen wieder besser als im Krisenjahr 2022.

Um Weihnachten 2019 habe er den Unverpackt-Laden in der Fürther Königstraße eröffnet, erzählt Claus Bierling. 2019 sei das stärkste Jahr der Unverpackt-Läden gewesen – doch im Frühjahr 2020 kam Corona. „Die Pandemie hat das Einkaufsverhalten der Leute sehr verändert“, meint er. „Viele sind auf Lieferdienste umgestiegen.“

2019 hat Claus Bierling den Unverpackt-Laden in Fürth eröffnet. Foto: Simon Malik

Als die Corona-Pandemie einigermaßen vorbei war, kamen andere Krisen: Russlands Krieg gegen die Ukraine, die hohe Inflation, Preissprünge bei Lebensmitteln, Heizung, Strom. „Das Thema Nachhaltigkeit ist in den Hintergrund getreten“, sagt Claus Bierling.

Unverpackt einkaufen: Genaue Planung ist nötig

Manche hielten das Konzept der Unverpackt-Läden für gescheitert, meint der Ladeninhaber – er selbst ist von der Idee aber weiterhin überzeugt. „Klar, wir sind nicht die billigsten“, sagt er. „Wir konkurrieren nicht mit den Bio-Eigenmarken der Discounter.“ Die Preise im Fürther Unverpackt-Laden seien ähnlich wie in anderen Biomärkten, sagt er.

Wer im Unverpackt-Laden einkauft, braucht länger: Man muss die Ware in ein selbst mitgebrachtes Gefäß einfüllen – an der Kasse wird alles abgewogen und nach Gewicht bezahlt. Das braucht Zeit. Außerdem muss man sich vor dem Einkauf genau überlegen, was man kaufen will – und die entsprechenden Behälter mitnehmen.

An der Kasse werden die Waren abgewogen, der Preis richtet sich nach dem Gewicht. Unter anderem deshalb dauert der Einkauf im Unverpackt-Laden etwas länger als im Discounter. Foto: Simon Malik

„Wir brauchen auch mehr qualifiziertes Personal als die Discounter“, sagt Claus Bierling. Denn die Hygienevorschriften seien strenger, die Lagerung der Ware aufwendiger, als wenn diese bereits einzeln in Plastik verpackt ist. Und natürlich dauert das Kassieren länger, als wenn man einfach den Barcode eines abgepackten Produkts abscanne. Hinzu kommt, dass bei Discounterware die Verpackung meist wichtige Produktinformationen enthält: Inhaltsstoffe, Herkunft und vieles mehr. Diese Infos müssen die Mitarbeiter:innen der Unverpackt-Läden auf andere Weise an ihre Kund:innen bringen.

„Kosten werden sozialisiert, Gewinne privatisiert“

Im Unverpackt-Laden einzukaufen, kostet also mehr Geld und Zeit, als im Discounter einzukaufen. Doch letztlich, ist Claus Bierling überzeugt, kämen die Müllberge uns alle teurer zu stehen. „Die Folgekosten werden sozialisiert, die Gewinne privatisiert“, kritisiert er. In seinem Laden gebe es alles, was man zum täglichen Bedarf brauche – er kaufe regional ein, bei Landwirten und Manufakturen.

Was will ich kaufen, wie viele Behälter brauche ich? Ein Einkauf im Unverpackt-Laden erfordert sorgfältige Planung. Foto: Simon Malik

Früher war Claus Bierling in der Werbebranche tätig – als er 2019 den Unverpackt-Laden in Fürth eröffnete, erfand er sich nochmal neu. „Ich stamme aus einer Generation, die lange mitangesehen hat, wie das Müllaufkommen und die Umweltschäden immer weiter zunehmen“, erzählt der 63-Jährige. „Dieser Lebensstil hat mir nicht mehr behagt.“ Mit seinem Laden wolle er dazu beitragen, dass sich etwas ändere, sagt er.

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Löschen

Verpackungsfrei einkaufen ist eine Möglichkeit, zur Lösung des Müllproblems beizutragen. Eine andere ist, bestimmte Produkte gar nicht zu kaufen, sondern selbst herzustellen.

Auch Seife kann man unverpackt einkaufen. Manche Körperpflegeprodukte kann man sogar selbst herstellen. Foto: Simon Malik

Bei bestimmten Haushalts- und Körperpflegeprodukten wie Shampoo, Zahnpasta oder Waschmittel sei das ganz einfach, sagt Anne Mäusbacher: „Man findet im Internet viele Rezepte. So spart man Verpackungsmüll und Geld.“ Außerdem seien die selbst hergestellten Produkte frei von Mikroplastik oder anderen Chemikalien und Weichmachern.

Das immer größer werdende Müllproblem und die schwierige Lage der Unverpackt-Läden führt sie unter anderem auf die Faulheit der Verbraucher:innen zurück: „Viele sind bequem und sagen, sie hätten zu wenig Zeit. Aber das ist der falsche Ansatz. Jeder muss seinen Beitrag leisten.“

Zum Schluss interessiert uns noch Deine Meinung: Wie kann man das Müllproblem am besten lösen? Indem wir unser individuelles Konsumverhalten ändern? Oder müssen die Städte intelligente Recycling-Systeme entwickeln? Oder beides? Schreib uns Deine Meinung gerne in die Kommentare!

Was kann man tun, um Müll zu vermeiden? Zehn Tipps

1. Obst und Gemüse lose einkaufen – ohne Plastiktüte, nicht in Plastikfolie eingeschweißt

2. Leitungswasser trinken, anstatt Wasser in Plastikflaschen zu kaufen

3. Eigener Thermobecher für Coffee-To-Go statt Pappbecher

4. Im Unverpackt-Laden, Zero-Waste-Laden einkaufen oder auf Pfandware umsteigen

5. Auf Kaffeekapseln verzichten (in Deutschland wurden 2014 fast drei Milliarden Kaffeekapseln verbraucht, das entspricht 5000 Tonnen Alu- und Plastikmüll)

6. Milch und Joghurt im (Pfand-)Glas kaufen anstatt im Tetra Pak bzw. Plastikbecher

7. Glasbehälter nicht im Glascontainer entsorgen, sondern weiterverwenden

8. Defekte Elektrogeräte reparieren, anstatt neue zu kaufen. In Nürnberg und Umgebung gibt es mehrere Repair-Cafés, in denen Ehrenamtliche arbeiten und bei der Reparatur helfen (z. B. im Kulturladen Röthenbach, beim AWO-Bürgertreff in Katzwang, beim BRK in der Nähe des Nordostbahnhofs oder im FabLab im Werk Eins in Fürth-Süd)

9. Duschgel, Shampoo, Zahnpasta, Deo und Waschmittel ohne Mikroplastik kaufen; hierbei sollte man auf die Liste der Inhaltsstoffe schauen: Begriffe wie „Polyethylen“ (PE), „Polypropylen“ (PP), „Polyamid“ (PA) oder „Polyethylenterephthalat“ (PET) deuten auf Mikroplastik hin

oder

10. Die genannten Pflegeprodukte einfach selbst herstellen; Rezepte gibt es zum Beispiel hier, hier und hier

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Ein Kommentar

  1. Jeder sollte sein eigenes Kaufverhalten überdenken und in kleinen Schritten anpassen. Aber geplante Obsolenz (die Tatsache, dass Geräte sehr oft kurz nach der Garantiezeit kaputtgehen) z.B. müsste gesetzlich verboten werden. Zusätzlich dürfte ein Neukauf nicht weniger Geld kosten als eine Reparatur!

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